Gegenlicht-Fotografie | Der ultimative Guide für Fotografieren im Gegenlicht

Gegenlicht Fotografie ist für viele Fotografen eine große Herausforderung. Kein Wunder! Durch die tief stehende Sonne kann man zwar wunderschöne Licht-Stimmungen einfangen, allerdings ist es nicht gerade easy Fotos im Gegenlicht zu machen. Gegenlicht bedeutet für viele: unscharfe Bilder, zu dunkle Motive und falsch belichtete Bilder. Im folgenden Blogpost erzähle ich euch alles zum Thema und verrate euch Tricks, wie auch ihr coole Gegenlichtfotos machen könnt 🙂

Gegenlicht ist für mich der schönste Stil

Die richtige Tageszeit

Der wichtigste Punkt für Gegenlicht Fotografie ist natürlich auch gutes Licht. Wer hätte das gedacht 😀 Um schöne Atmosphäre ins Bild zu bekommen, ist es am sinnvollsten bei Sonnenauf- oder Untergang zu knipsen. Die Sonne sollte tief stehen, damit ihr das Licht gut einfangen könnt. In den Wintermonaten kann man aufgrund der ebenfalls tief stehenden Sonne, auch während des Tages schöne Gegenlicht – Stimmung einfangen. Natürlich ist das kein vergleich zu einem roten Morgen- oder Abendhimmel, aber manchmal klappt das auch gut. Das beste Licht habe ich meistens 20 Minuten bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, oder 20 Minuten nach Sonnenaufgang. Das kann man natürlich nicht verallgemeinern, überall auf der Welt geht die Sonne anders, schneller oder langsamer auf und unter 🙂 Allgemein empfehle ich euch immer den Ort und die Zeit des Sonnenuntergangs zu checken, ca 2h davor zu starten und das Licht zu beobachten.

Rund 1 Stunde vor Sonnenuntergang in Cape Town

Die richtige Kamera

Ey, Anna, welche Kamera nutzt du? Keine Frage wird mir so oft gestellt und ich kann mich nicht oft genug wiederholen. Die Kamera ist EGAL. Für jegliche Fotografie. Und ja, auch für Gegenlicht Fotografie. Ihr glaubt gar nicht, wie viele coole Accounts im Netz unterwegs sind, die “nur” ein Handy nutzen, oder eine alte analoge Kameras. Natürlich ist eine Kamera für mich als Fotografin ein wichtiges Werkzeug und der Baustein meines Equipments, aber das wichtigste ist immer noch a) das Verständnis für Licht b) der richtige Umgang mit Licht und c) das Objektiv. Für Gegenlicht – Fotos braucht ihr jedoch keine super teure Kamera 🙂

Objektive

Ich feier’ lichtstarke Objektive – nicht nur für Gegenlicht Fotografie, sondern für alles. Ihr habt einfach mehr Möglichkeiten und einen sicheren Umgang mit Licht. Mit einem lichtstarken Objektiv (die meisten Handys sind mittlerweile auch sehr lichtstark) ist die Person in eurem Bild hell genug. Falls ihr zu dunkle Personen  im Gegenlicht habt, kann das an einem zu “schlechten” Objektiv liegen. Die meisten meiner Gegenlichtbilder sind mit einem 50mm 1,4 entstanden. Ihr könnt ihr aber auch mit anderen Objektiven, Kameras und auch Handys Fotos im Gegenlicht machen. Allgemein gilt jedoch: Je lichtstärker das Objektiv, umso mehr Möglichkeiten habt ihr, Licht einzufangen.

Kamera Einstellungen für Gegenlicht-Fotografie

Kameramodus

Als Kameramodus empfehle ich euch den manuellen Modus. Ich arbeite auch viel im Halbautomatik Modus, das heißt ich stelle die Blende und Iso ein und die Kamera entscheidet, aufgrund der Lichtverhältnisse, welche Belichtung sie wählt. Vor allem bei ständig wechselnden Lichtsituationen und schnellen, flüchtigen Momenten (zum Beispiel Hochzeit) ist das ein Vorteil. Bei Gegenlicht Fotografie macht das aber wenig Sinn, da die meisten Kameras oft voll überfordert sind und viel zu dunkel oder viel zu hell belichten. Deswegen: Manueller Modus und alles selbst einstellen.

Blende

An Einstellungen empfehle ich euch eine relativ offene Blende. Aber nicht komplett geöffnet. Denn eine offene Blende bedeutet, neben viel Licht welches durch das Objektiv kommt, auch das Problem, das nur ein geringer Bereich des Bildes scharf ist. Wie schon gesagt, ist es ohnehin nicht gerade einfach Bilder im Gegenlicht richtig zu fokussieren, deswegen wählt hier immer ein paar Blenden – Stufen mehr. Beispiel: Objektiv mit 1,8 Öffnung: wählt hier ca 2,0 – 2,2 um save zu sein.

ISO

Eigentlich ist ja genug Licht vorhanden, deswegen könnt ihr ISO ignorieren. Allerdings ist das abhängig vom Objektiv und dessen Lichtstärke. Falls ihr auf Nummer sicher gehen wollt, könnt ihr ISO ein bisschen hoch schrauben, oder wenn ihr den Retro – Körnung – Effekt in euren Bildern wollt (kann man aber auch nachbearbeiten). Ich fotografiere meistens bei Iso 100 🙂

Belichtung

Checkt hier einfach, wie ihr das Bild haben wollt. Als erstes stellt ihr die richtige Blende ein, danach Iso. Die Belichtung würde ich anhand dieser beiden Einstellungen anpassen, je nachdem ob ihr es eher shiny und hell haben wollt, oder eher dunkler und stimmungsvoll. Aber denkt dran: Falls ihr die Belichtung auf unter 1/160 einstellt und sich euer Model schnell bewegt, können eure Fotos verwackeln.

Weißabgleich

Um eure Bilder in goldene Töne zu verwandeln, ist die Farbtemperatur ein wichtiger Punkt. Ihr könnt, falls ihr im RAW Format fotografiert, nachträglich euer Bild und die Temperatur anpassen. Wer aber sofort einen coolen, goldigen Look haben möchte, dem empfehle ich den Weissabgleich auf schattig zu stellen.

Fokus

Setzt den Fokus auf Auto und die Einstellung des Fokus auf AI Servo (Canon) AF-C (Nikon). Gerade für bewegende Momentaufnahmen ist diese Einstellung von Vorteil. Falls ihr euch ganz viel Zeit nehmt und sich euer Objekt nicht bewegt, könnt ihr auch One Shot nehmen.

Weißabgleich auf schattig setzen 🙂

Reflektor oder anderen Hilfsmittel?

Das müsst ihr letztendlich selber entscheiden, aber ich arbeite zu 99% ohne Hilfsmittel. Immer. Falls ihr jedoch Probleme mit dem Fokussieren bei der Gegenlicht Fotografie habt, empfehle ich euch einen Reflektor einzusetzen. Durch das Aufhellen des Motivs, könnt ihr suchfacher fokussieren, aber gleichzeitig (finde ich) wirkt das Bild etwas künstlich. Ist aber Geschmacksache 🙂

Lensflares erzeugen

Viele finden die Flecken, die ein Objektiv durch Lichtbrechung erzeugt, störend. Ich liebe sie. Lensflares sind cool und geben einem Bild einen besonderen touch. Jedes Objektiv erzeugen den Effekt anders und je nach Lichteinfall und Einstellungen, wird euer Flare in verschiedenen Farben, also Kreis im ganzen Bild, oder nur am Rand in einem Halbkreis oder mit Punkten zu sehen sein. Es gibt so viele, coole Effekte und Möglichkeiten – probiert euch aus. Das wichtigste ist aber: Das Licht muss in dem richtigen Winkel auf euer Objektiv knallen. Wie genau, kann ich nicht beschreiben, das müsst ihr probieren.

Lensflares in allen Varianten

Fokussieren im Gegenlicht

Wie bekommt ihr nun bei krassem Lichteinfall euer Model überhaupt scharf? Das ist eine absolut berechtigte Frage. Der Autofokus spinnt mega bei Gegenlicht Aufnahmen 😀

Tipp Nummer 1: Orientiert euch an Kanten

Scheiß auf Foto – Regeln wie “immer auf die Augen fokussieren”. Bei Gegenlicht gelten andere Gesetze haha. Ne wirklich. Sucht euch Kanten. Zum Beispiel der Bund vom T – Shirt, Haare, irgendwas, was offensichtlich eine Kante ist und etwas Kontrast aufbringt.

Tipp Nummer 2: Wählt den mittigen Fokuspunkt

Bei den meisten Kameras habt ihr viele Möglichkeiten euren Fokus zu setzen. Durch die meisten Punkte am Rand oder in Ecken verlaufen nur wenige Schnittpunkte. Deswegen wählt den mittleren, großen Fokuspunkt. Damit seid ihr sicherer 🙂

Tipp Nummer 3: Spielt mit dem Licht

Nehmt euch Zeit beim Fotografieren – vor allem im Gegenlicht. Wenn ihr die Kamera und den Winkel minimal ändert, fällt das Licht anders auf euer Objektiv, ihr bekommt einen kontrastreicheren Look und könnt besser fokussieren. Also: Immer in Bewegung bleiben und verschiedene Winkel wählen.

Tipp Nummer 4: Haut einfach drauf 🙂

Wenn das Licht geil ist, gebt einfach Gas. Es wird immer was an Ausschuss dabei sein, aber je mehr ihr schießt, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, coole Treffer dabei zu haben. Außerdem muss nicht jedes Bild einwandfrei scharf sein!

Auch Unschärfe kann cool sein!

Bildbearbeitung

Nach einer Session empfehle ich euch die Bilder (die ihr hoffentlich im RAW Format aufgenommen habt) in dem Programm Lightroom zu bearbeiten. Für das beste und professionellste Ergebnis solltet ihr an einem Computer oder Laptop bearbeiten. In Lightroom könnt ihr eigene Looks kreieren und Einstellungen anpassen. Außerdem könnt ihr euch vorgefertigte Looks (sogenannte Presets) von Fotografen zulegen, die für euch eine ansprechende Bildsprache haben. Ich habe mittlerweile einige Pakete von Fotografen und biete auch meine eigenen Presets an. Ihr könnt fast jedes meiner Presets auf Gegenlichtfotos anwenden. Ich empfehle euch aber besonders: August + Boheme (Summer Vibes), Golden Hour + November (Autum Tones), Fjords (Travel Collection) und Roads (Roadtrip Collection). Die Preset Pakete gibt es in meinem Shop.

BEFORE / AFTER MIT AUGUST

Zusammenfassung

  1. Licht verstehen
  2. die richtige Zeit wählen
  3. einen coolen Ort suchen (Gräser, Felder, Meer, Berge – alles ist hammer, wenn das Licht hammer ist)
  4. passende Einstellungen wählen
  5. Fokus auf Automatik und AI Servo
  6. Kanten suchen zum fokussieren
  7. Bewegen, Winkel ändern zwecks Lichteinfall etc
  8. Zwischendurch Einstellungen checken
  9. Drauf scheißen, wenn nicht jedes Bild scharf ist – auch unscharfe kann cool sein!
  10. Spaß haben und kreativ werden 🙂

Inspiration gefällig? Folgt meinem Gegenlicht – Moodboard bei Pinterest für mehr Bilder

 

 

Weitere Beiträge zum Thema Fotografie findet ihr hier:

MEINE PRESET PAKETE FINDET IHR HIER

 

SELBSTSTÄNDIG MACHEN ALS FOTOGRAF – TIPPS FÜR DEN START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT

 

WAS PRESETS SIND KÖNNT IHR HIER NACHLESEN

anna

1 Comment

  1. Alina Liedtke

    Februar 18, 2019

    Super Beitrag! Kommt für mich gerade genau richtig <3 Danke dir!! 🙂

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